Des Öfteren werden wir im Infobüro des Tourismusverbandes gefragt, warum denn der Mondsee als Europaschutzgebiet ausgewiesen ist. Gerne beantworten wir euch diese Frage in unserem neuen Magazinbeitrag.
Mit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union hat sich unser Land dazu verpflichtet, seltene Lebensräume sowie gefährdete Tier- und Pflanzenarten unter besonderen Schutz zu stellen.
Neben nationalen Naturschutzgesetzen ist die europäische Richtlinie „zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen“ für das Europaschutzgebiet Attersee-Mondsee verantwortlich.
In dieser Richtlinie werden schützenswerte Lebensräume und gefährdete Tier- und Pflanzenarten angeführt, deren „günstiger Erhalt“ von europäischem Interesse ist.
Der Mondsee besticht bekanntermaßen durch seine Wasserqualität. Es handelt sich um ein nährstoffarmes Gewässer mit hohem Sauerstoffanteil und geringem Phosphatanteil (=Dünger) sowie großen Sichttiefen und damit einhergehendem Pflanzenwachstum bis 30m Wassertiefe.
Der Schutzzweck zielt unter anderem auf den Erhalt der Wasserqualität und das Vorkommen der sogenannten Armleuchteralgen ab. Bei den Armleuchteralgen handelt es sich um eine 40 Arten umfassende Wasserpflanzen-Familie. Viele Armleuchteralgen stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten und sind teilweise vom Aussterben bedroht.
Wer lieber schaut als liest, erfährt in unserem Video "Gut zu wissen - Nachhaltig im MondSeeLand" noch mehr Wissenswertes über das Europaschutzgebiet Attersee-Mondsee.
Die Zu- und Abflüsse des Mondsees umfassen Teile der Fuschler, Zeller und Wangauer Ache sowie die Seeache. Diese Flüsse bilden einen besonderen Lebensraumverbund, dessen Erhalt ebenfalls Schutzzweck des Europaschutzgebietes ist. Neben seltenen Pflanzen kommen in unseren Flüssen gefährdete Tierarten wie Flusskrebs, Eisvogel oder Fischotter vor. Außerdem sind diese Flussabschnitte auch das Laichgebiet von zwei außergewöhnlichen Fischarten – dem Perlfisch und der Seelaube.
Beide Fischarten genießen weltweit den höchsten Schutzstatus und sind namentlich in der Europaschutzrichtlinie angeführt.
Warum?
Der Perlfisch kommt weltweit nur mehr im Atter-, Mond-, Wolfgang- und Traunsee sowie in Restbeständen in der Slowakei vor. Die Seelaube, auch Mairenke oder Schiedling, genannt, kommt noch in mehreren Alpen- und Voralpenseen vor, wobei sie etwa im Traunsee in jüngerer Zeit nicht mehr nachgewiesen werden konnte. Beide Fischarten laichen im April/Mai an kiesigen, flachen Seeufern bzw. in den oben genannten Zuflüssen ab.
Sollte diesen Fischarten in unserem Mondsee etwas zustoßen und sich der Bestand verringern, so könnte dies zum weltweiten Verschwinden der Arten beitragen.
Grundsätzlich hat sich Österreich durch die Ausweisung des Schutzgebietes dazu verpflichtet, einen „günstigen Erhaltungszustand“ sowohl der Lebensräume als auch der Fischarten herzustellen. Dazu ist ein regelmäßiger Bericht zu erstellen und der Europäischen Union zu übermitteln.
Laut dem letzten Bericht aus dem Jahr 2019 haben die beiden Lebensräume einen unzureichenden Erhaltungszustand mit einem unbekannten Trend zur Verbesserung, die beiden Fischarten haben ebenfalls einen unzureichenden Erhaltungszustand, allerdings mit dem kleinen Lichtblick, dass sich der Trend die letzten Jahre verbessert hat.
Lt. Schutzgebietsbetreuer DI Michael Schauer von www.blattfisch.at ist in den letzten Jahren eine merkbare Verbesserung der Fischbestände feststellbar und sollten sich diese Beobachtungen auch im nächsten Bericht an die EU bemerkbar machen.
Von offizieller Seite wurden in den letzten Jahren mehrere Renaturierungsprojekte, vor allem in den Zuflüssen, angestoßen.
Augenscheinlich ist z.B. die Renaturierung in der Zeller Ache Richtung Helenental. Auch Fischaufstiegshilfen in der Seeache und in der Fuschler Ache tragen zu den vielen Puzzlesteinen der Verbesserungen bei.
Einige Seegrundbesitzer haben sich entschlossen, mit entsprechenden Förderungen harte Uferverbauungen rückzubauen und somit zusätzlichen Laichgrund für die beiden Fischarten zu schaffen.
Landwirtschaftliche Betriebe haben sich zusammengeschlossen und gemeinsam Gerätschaften zum bodennahen Ausbringen der Gülle angeschafft, um so den Nährstoffeintrag in die Gewässer zu verringern.
Du und ich – was können wir tun um den Zustand unseres Mondsees zu erhalten oder sogar zu verbessern?
Am wichtigsten ist es, sich bewusst zu werden, dass wir ein Schutzgebiet von europäischem Rang direkt vor unserer Haustüre haben. Logisch erscheint, dass wir unseren See und seine Zuflüsse nicht verschmutzen und Eingriffe in den Seegrund sowie in das Laichgeschehen der Fischarten unterlassen.
Die aktive Nutzung des Sees, sei es durch Fischen, Wassersport oder eine Fahrt mit dem Ausflugsschiff wird auf unserem Mondsee allerdings immer möglich sein.
Eine besondere Herausforderung für den Mondsee wird der Klimawandel sein, der sich an den Gewässerdaten bereits ablesen lässt.
Durch die schnellere Erwärmung im Frühling und die spätere Abkühlung im Herbst wird der Sauerstoffhaushalt des Sees gestört. Die Folge ist eine Verschlechterung der Wasserqualität und damit einhergehend ungünstige Bedingungen für den Lebensraum und seine Bewohner.
Der Mondsee uns seine Nachbarseen werden keine Profiteure sein, wenn der Klimawandel in diesem Tempo voranschreitet.
Um unseren Mondsee zu erhalten und seinen Zustand vielleicht sogar zu verbessern, ist also jeder aktive Beitrag zur Eindämmung der Erderwärmung und Verringerung des CO2-Ausstoßes geeignet!